Tipps für die Nachfolgefinanzierung

585 Wörter

3 Minuten Lesezeit

Sie sind fast so gesucht, wie der weisse Trüffel aus dem Piemont: Die jungen, gut ausgebildeten, vielversprechenden Nachfolger, welche über ein üppiges Bankkonto verfügen, um eine Firmenübernahme im Alleingang finanzieren zu können. Doch leider sieht die Realität anders aus. Die Finanzierung einer Unternehmensnachfolge ist für die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer kein Zuckerschlecken. Der Schuldenberg kann einen langen und dunklen Schatten auf den frischgebackenen Unternehmer werfen. Hier drei ausgewählte Tipps, damit aus dem Weg ins Unternehmertum kein Himmelfahrtskommando wird.

Ertragskraft des Übernahmeobjektes in den Fokus stellen

Bankkredite, welche für einen Firmenübernahme notwendig sind, müssen in der Regel innerhalb von fünf bis maximal sieben Jahre amortisiert werden.  Was das für den Käufer konkret heissen kann, sei an folgendem Beispiel aufgezeigt. Pascal F. hat die Möglichkeit, ein Unternehmen für CHF 3 Mio. zu kaufen. CHF 1 Mio. kann er aus eigenen Mitteln finanzieren. Für die restlichen CHF 2.0 Mio. müsste er sich privat verschulden, Amortisationszeit 5 Jahre. Dies führt zu einem Liquiditätsbedarf bei Pascal von CHF 400'000 pro Jahr nur um die Schuldentilgung leisten zu können. Zusammen mit dem Zinsaufwand und seinen Lebenshaltungskosten inkl. Steuern dürfte Pascal somit auf einen regelmässigen jährlichen Liquiditätszufluss von rund CHF 700'000 aus der übernommenen Unternehmung via Salär und Dividenden angewiesen sein. Auch wenn sich dieser Bedarf durch eine geschickte Steueroptimierung reduzieren lässt (näheres dazu im übernächsten Tipp), ist der Ertragsdruck auf die übernommene Unternehmung gross, denn sie muss als Finanzierungsquelle für Pascal dienen. Daher bestimmt sich der Kaufpreis bei solchen stark fremdfinanzierten Übernahmen oft auch durch die Tragbarkeit der Schuldenlast beim Käufer. Vielfach muss der Verkäufer hier Preiskonzessionen machen, insbesondere wenn nur ein einziger Interessent vorhanden ist.

Earn outs bei der Kaufpreisfestlegung berücksichtigen

Die Festlegung des Unternehmenswertes und damit auch des Kaufpreises erfolgt in den meisten Fällen aufgrund der in Zukunft erwarteten Erträge oder Cash flows des zum Verkauf stehenden Objektes. Und auch hier gilt die Binsenwahrheit: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Der Käufer, welcher sich hoch verschulden muss, sieht sich damit der Gefahr ausgesetzt, dass die prognostizierten Cash flows in der Realität nicht anfallen und er die geforderten Amortisationen nicht leisten kann. Diesem Problem kann mit einer sogenannten Earn out-Klausel bei der Kaufpreisfestlegung begegnet werden. Dabei wird ein Teil des Kaufpreises an die tatsächlich in Zukunft angefallenen Umsätze, Erträge, Cash flows etc. gekoppelt. Vorteil: Es entsteht ein direkter Bezug zwischen Kaufpreisfinanzierung und Unternehmenserfolg. Das Tragbarkeitsrisiko des Käufers wird reduziert.

Keine Angst vor Steuerstrukturen

Wenn die Finanzierungslösung für den Firmenkauf steht, greift noch der Fiskus unbarmherzig zu. Unternehmersalär, Verwaltungsratshonorar, Dividenden: Alles steuerbar beim Unternehmenskäufer. Dies ist unschön, da man den Steuerfranken lieber für die Amortisation der Fremdverschuldung einsetzen möchte. Lassen Sie sich hier keinen Bären aufbinden. Eine vollständige Elimination der Steuerbelastung wird nicht möglich sein. Es gibt allerdings legale Möglichkeiten, die Steuerbelastung deutlich zu reduzieren, indem beispielsweise eine sogenannte «Übernahmeholding» beim Kauf dazwischengeschaltet wird. Diese vom Nachfolger gegründete juristische Person tritt dann als Käuferin der Gesellschaft auf und kann von Steuererleichterungen auf Dividendenausschüttungen profitieren. Die so gesparten Franken stehen dann zur Rückführung der Fremdverschuldung zur Verfügung und vermindern damit die Amortisationszeit.

Die Lösungsfindung zur richtigen Finanzierung stellt sowohl den Käufer als auch den Verkäufer vor grosse Herausforderungen. Nicht selten verfügt der ideale Nachfolgekandidat über knappe Eigenmittel, und eine erfolgreiche Firmenübernahme erfordert von allen Seiten ein gesundes Mass an Kompromiss- und Risikobereitschaft. Schlussendlich muss die gewählte Lösung aber dem Unternehmensnachfolger auch eine verkraftbare und zeitlich absehbare Amortisationsfrist ermöglichen. Sonst wird der Unternehmertraum schnell zum Albtraum.

Ihre Meinung
interessiert mich!

Wie sind Ihre Erfahrungen? Haben Sie offene Fragen?
Ich tausche mich gerne mit Ihnen zu meinen Blogs aus.

Kontakt aufnehmen