Die 5 grössten Fehler bei der Regelung der Nachfolge

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Bei der Regelung der Nachfolge hat die Unternehmerin bzw. der Unternehmer meistens keine zweite Chance, das Projekt zum Erfolg zu bringen. Der erste Versuch muss in der Regel sitzen, denn der Weg „zurück zum Start“ ist keine Option.

In diesem Beitrag zeige ich die 5 grössten Fehler bei der Unternehmensnachfolge auf  - und wie sie sich vermeiden lassen.

Fehler Nr. 1 – Verdrängung

Die Regelung der Nachfolge gleicht für viele Unternehmerinnen und Unternehmer einer Reise ins Ungewisse. Man freut sich auf die neuen Perspektiven, hat aber auch Respekt vor den kommenden Veränderungen. Habe ich noch den gleichen gesellschaftlichen Status? Kann ich meinen finanziellen Lebensstandard halten? Gelangt mein Lebenswerk in gute Hände? So kommt es oft, wie man es auch aus der Unternehmensführung schon kennt. Die „strategischen“ Fragen werden verdrängt, und man stürzt sich voller Elan wieder ins Tagesgeschäft. Das Resultat sind teure Nachfolgekonzepte, die in der Schublade Staub ansetzen.

Tipp:

Definieren Sie auch bei der Nachfolgeregelung Meilensteine, welche Sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen möchten: Start des Nachfolgeprozesses, Lösungsfindung, Umsetzung, Abschluss könnten solche Meilensteine sein. Wichtig: Wie bei jedem anderen Projekt gibt es Gründe, wieso es zu einer Verzögerung kommen kann. Nehmen Sie diese Gründe wahr! Sind es externe Einflussfaktoren oder psychologische Hürden, welche bei der Unternehmerin oder beim Unternehmer selbst zu suchen sind? Eine aktive Wahrnehmung der Verdrängung ist der erste Schritt zu deren Überwindung.

Fehler Nr. 2 – Falsche Preisvorstellungen

Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer ist emotional stark mit der eigenen Unternehmung verbunden. Und das ist auch gut so. Dies führt aber dazu, dass die „innere“ Vorstellung über den Unternehmenswert sehr oft emotional beeinflusst ist. Das Herzblut, die tausenden Überstunden und die Investitionen der letzten Jahre sollen durch den Käufer abgegolten werden. Für den Kaufinteressenten ist jedoch nur die Zukunft des Unternehmens von Belang. Dies führt in der Praxis oft zu falschen, sprich unrealistischen Preisvorstellungen seitens des Verkaufenden.

Tipp:

Lassen Sie Ihre Unternehmung von einem neutralen Experten bewerten. Dieser hat keine emotionale Bindung und ist bei der Festsetzung des Unternehmenswertes objektiv. Stellen Sie sich zudem selbst die Frage, wie viel Unternehmenswert mit Ihrem Ausstieg als Unternehmerin bzw. als Unternehmer verloren geht.

Fehler Nr. 3 – Steuern sparen um jeden Preis

Leider greift der Fiskus auch bei den meisten Nachfolgeregelungen zu. Und dies oft nicht zu knapp: Einkommensteuern, Schenkungssteuern oder Verrechnungssteuer können sich je nach Konstellation sehr schnell zu einem sechsstelligen Betrag summieren. Viele dieser Steuerbelastungen sind rein steuersystematisch und führen beim „Begünstigten“ sprich abtretenden Unternehmer, zu keinem echten Einkommenszufluss. In extremen Fällen kann das dazu führen, dass die Nachfolgeregelung  aus steuerlichen Gründen schlicht zu teuer wird. Es ist daher nachvollziehbar und auch richtig, dass die Steuerbelastung mit legalen Mittel möglichst tief gehalten werden soll. Die einseitige Fokussierung auf Steuerminimierung führt aber dazu, dass komplizierte, unübersichtliche Strukturen entstehen, welche zudem oft trotzdem mit grösseren latenten Steuerrisiken belastet sind.

Tipp:

Richten Sie Ihre Nachfolgelösung nie einseitig auf die steuergünstigste Variante aus. Tiefe Steuern sind ein wichtiges Element einer guten Nachfolgelösung. Sie sollen allerdings nie im Zentrum der Lösung stehen, sondern im Rahmen der gewählten Nachfolgestrategie minimiert werden. Die zu bezahlenden Steuern sind manchmal der Preis für eine gute, nachhaltige Nachfolgeregelung.

Fehler Nr. 4 – Nicht loslassen können

Die Schlüssel sind übergeben und das Büro ist geräumt, zumindest das grosse Chefbüro. Ein kleines "Office" neben dem neuen Inhaber muss aber schon noch sein. So kann man der neuen Generation noch viele gute Tipps geben und auch bei schwierigen Entscheidungen gönnerhaft zur Seite stehen. Am Ende der zugegebenermassen etwas überspitzt formulierten Geschichte schlurft dann der greise Patron leicht verwirrt noch durch die Bürogänge, bevor er sich dann endlich ganz zur Ruhe setzt.

Tipp:

Ziehen Sie den klaren Schnitt einer langen Betreuungs- und Unterstützungsphase vor. Sie haben die Nachfolgerin bzw. den Nachfolger sorgfältig ausgewählt und trauen ihr oder ihm die erfolgreiche Führung ihres Lebenswerks zu. Halten sie die Einführungs-und Übergabephase so kurz wie möglich. Dies ermöglicht der nächsten Generation schnell eigene Spuren zu hinterlassen und vereinfacht Ihnen den Schritt in den nächsten Lebensabschnitt.

Fehler Nr. 5 – Familiennachfolge ohne Plan B

Was macht Menschen zu erfolgreichen Unternehmerinnen oder Unternehmern? Gibt es das vielzitierte Unternehmer-Gen, welches die Sprösslinge eines erfolgreichen Unternehmers mit grosser Wahrscheinlichkeit ebenfalls reüssieren lassen? Beseelt von dieser Hoffnung richten Familienunternehmer ihren Fokus einseitig auf eine familieninterne Nachfolgeregelung aus. Was seit 4 Generationen gut gegangen ist, wird wohl auch die 5. Generation zum Erfolg führen. Dabei macht man die Rechnung oft ohne den Wirt, sprich die Töchter und Söhne. Die Wertvorstellungen und Lebenspläne der neuen Generationen haben sich im Vergleich zu ihren Eltern und Grosseltern geändert. Diese sind oft nicht kompatibel mit einer Rolle als Unternehmerin oder Unternehmer.

Tipp:

Schmieden Sie auch bei einer geplanten familieninternen Nachfolgelösung einen „Plan B“. Dieser könnte lauten: Management buy-out oder Verkauf an unternehmensexterne Kreise. Dies nimmt den Druck von der nachfolgenden Generation und eröffnet Ihnen auch neue Perspektiven.

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